Eine zunehmende Zahl von Bundesländern entscheidet sich für die Einführung der Pauschalen Beihilfe, die Beamten eine finanzielle Unterstützung für die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung bietet und dadurch eine Alternative neben der privaten Krankenversicherung darstellt. Hier erläutern wir detailliert das Prinzip der pauschalen Beihilfe, diskutieren die damit verbundenen Pro und Contra und verdeutlichen, für welche Personen sich diese finanziell auszahlt.
Im Unterschied zu Angestellten standen Beamte und solche, die es werden wollen, stets vor der Entscheidung, sich entweder privat zu versichern (PKV) oder eine freiwillige Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) zu wählen. Die Wahl, sich in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu versichern, war für Beihilfeberechtigte bislang meist nicht attraktiv. Dies liegt zum einen daran, dass sie als freiwillig Versicherte die gesamten Beitragskosten selbst tragen müssen, und zum anderen an den vergleichsweisen geringeren Leistungen. Durch die neu eingeführte Option der Pauschalen Beihilfe streben nun mehrere Bundesländer danach, Beamten eine faire und echte Entscheidungsfreiheit zwischen der GKV und der privaten Krankenversicherung (PKV) zu bieten. Dadurch soll es möglich werden, ohne finanzielle Einbußen die gesetzliche Krankenversicherung zu wählen. Dennoch offenbart das Konzept der Pauschalen Beihilfe für Beamte auch gewisse Tücken und finanziellen Fallstricken.
Definition und Höhe der Pauschalen Beihilfe
Bei der pauschalen Beihilfe handelt es sich um einen pauschalen Zuschuss des Arbeitgebers zu den Krankenversicherungsbeiträgen von privat und gesetzlich versicherten Beamten. Die Intention der beteiligten Bundesländer besteht darin, durch Einführung der Pauschalen Beihilfe die Option der gesetzlichen Krankenkassen für Beamte ansprechender zu gestalten und so eine dauerhafte Mitgliedschaft in der GKV zu ermöglichen.
So viel schon an dieser Stelle: Die Wahl der Pauschalen Beihilfe ist endgültig und schließt den individuellen Beihilfeanspruch dauerhaft aus.
Durch die Pauschale Beihilfe erhalten Beamte eine feste monatliche Zuwendung. Rund die Hälfte der Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung wird vom Dienstherrn übernommen. Höchstens können Beamte einen Zuschuss erhalten, der bis zu 50 Prozent des maximalen Krankenkassenbeitrags ausmacht.
Anders als bei der individuellen Beihilfe bleibt der Beihilfesatz bei Veränderungen im familiären Kontext unverändert. Zum Vergleich: Mit der individuellen Beihilfe erhalten pensionierte Beamte in der Regel 70% Beihilfe, wodurch der PKV-Anteil im Alter nochmal sinkt. Auch Verheiratete und Beamte mit Kindern können je nach Bundesland bis zu 70% Beihilfe erhalten, was die Pauschale Beihilfe nicht bietet.
In welchen Bundesländern gibt es die Pauschale Beihilfe?
Bund | keine Pauschale Beihilfe |
Baden-Württemberg | Pauschale Beihilfe |
Bayern | keine Pauschale Beihilfe |
Berlin | Pauschale Beihilfe |
Brandenburg | Pauschale Beihilfe |
Bremen | Pauschale Beihilfe |
Hamburg | Pauschale Beihilfe |
Hessen | keine Pauschale Beihilfe |
Mecklenburg-Vorpommern | in Prüfung |
Niedersachsen | Pauschale Beihilfe |
Nordrhein-Westfalen | in Prüfung |
Rheinland-Pfalz | in Prüfung |
Saarland | in Prüfung |
Sachsen | Pauschale Beihilfe |
Sachsen-Anhalt | keine Pauschale Beihilfe |
Schleswig-Holstein | Pauschale Beihilfe |
Thüringen | Pauschale Beihilfe |
Eine Beantragung der Pauschalen Beihilfe ist ausschließlich in bestimmten Bundesländern möglich, entweder zu Beginn der Beamtenlaufbahn oder für Beamte, die schon Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung sind. Sollte ein Beamter während seiner Karriere innerhalb der Bundesrepublik umziehen – nehmen wir an, von Berlin nach Sachsen-Anhalt – so entfällt der Anspruch auf diesen finanziellen Zuschuss, und der Beamte steht vor der Situation, die kompletten Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung aus eigener Tasche leisten zu müssen.
Wesentliche Punkte zur pauschalen Beihilfe
1. Im Ruhestand klettern die Beiträge nach oben
Im Ruhestand, als freiwilliges Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung, basieren die Beitragszahlungen nicht ausschließlich auf der Pension, sondern werden unter Einbeziehung sämtlicher Einkommensarten ermittelt – darunter fallen beispielsweise auch Einnahmen aus Vermögensanlagen und Vermietungen. Daraus ergibt sich, dass die finanzielle Belastung durch die gesetzliche Krankenversicherung im Rentenalter potenziell zunehmen kann. Pensionäre können die finanziellen Vorteile der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) genießen, welche Einkünfte aus Vermietungen, Verpachtungen oder Kapitalvermögen nicht berücksichtigt, sofern sie berechtigt sind, gesetzliche Rentenleistungen in Anspruch zu nehmen. Diese Situation tritt häufig bei Personen auf, die später in ihrer Karriere den Weg des Beamten einschlagen und zuvor einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass der Beitrag des Dienstherren zur gesetzlichen Krankenversicherung für Beamte immer bei 50 Prozent bleibt, im Gegensatz zur individuellen Beihilfe, die bei Pensionären in vielen Bundesländern auf bis zu 70 Prozent ansteigen kann.
2. Schlechtere Leistungen in der GKV
Gemäß den Bestimmungen des Sozialgesetzbuches beschränken sich die von der gesetzlichen Krankenversicherung abgedeckten medizinischen Leistungen auf solche, die als „zweckmäßig“ und „ausreichend“ eingestuft werden – ein Rahmen, der sicherstellt, dass lediglich das Notwendigste abgedeckt wird. .
Ein entscheidender Punkt, der nicht übersehen werden darf: Bei der Wahl einer Privaten Krankenversicherung (PKV) profitiert der Versicherte von einer Garantie auf die vereinbarten Leistungen, die ein Leben lang Bestand hat. Einmal festgelegte Leistungsbestandteile können ausschließlich durch den Versicherten selbst angepasst werden – ein Eingriff durch die Versicherung ist nicht möglich. Im Gegensatz dazu stehen die gesetzlichen Krankenkassen, die über die Jahre hinweg immer wieder Leistungsumfänge reduziert haben.
3. Keine Wechselmöglichkeiten
Ein beachtlicher Haken dabei ist jedoch, dass die Wahl der Pauschalen Beihilfe eine endgültige Entscheidung darstellt.
Zu Beginn ihrer Laufbahn könnten verheiratete Beamte geneigt sein, sich für die gesetzliche Krankenversicherung zu entscheiden, aufgrund der Möglichkeit, Kinder ohne zusätzliche Kosten mitzuversichern, was in dieser Lebensphase finanziell vorteilhafter erscheint. Wenn jedoch der Zeitpunkt kommt, an dem die Kinder ihre Ausbildung beginnen, erweist sich die private Krankenversicherung langfristig als die kosteneffizientere Lösung. Ein Übergang zur privaten Krankenversicherung ist zu diesem Zeitpunkt allerdings ausgeschlossen.
4. Was ist bei einem Bundeslandwechsel
Bei Umzug oder Versetzung in ein anderes Bundesland ohne pauschale Beihilfe musst du den vollen Beitrag für die Krankenkasse aus eigener Tasche zahlen. In der Theorie besteht zwar die Möglichkeit, sich für die individuelle Beihilfe in Kombination mit einer privaten Krankenversicherung zu entscheiden. Aufgrund des späteren Einstiegs müsstest du auf jeden Fall mit höheren Prämien rechnen. In schlimmsten Fall, insbesondere bei ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie beispielsweise Depressionen, könnte es passieren, dass private Krankenversicherungen die Aufnahme verweigern.
Lohnt sich die Beihilfe überhaupt für Lehrinnen und Lehrer?
Für die Mehrheit der angehenden oder bereits aktiven Lehrkräfte stellt die pauschale Beihilfe keinen echten Mehrwert dar.
Lohnen kann sich die pauschale Beihilfe höchstens für geringverdienende Beamte mit sehr niedrigen Besoldungsgruppen. Auch für Dienstanfänger die im etwas „höheren“ Alter (Ende 30 / Anfang 40) in die Beamtenlaufbahn einsteigen und danach viele Jahre in Teilzeit beschäftigt sind, KANN die GKV eine Option sein.
Gerne stehen wir dir zur Verfügung, um sämtliche Unklarheiten bezüglich der Pauschalen Beihilfe zu beseitigen und gemeinsam mit dir die Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten sorgfältig abzuwägen. Falls die Entscheidung für den pauschalen Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung optimal zu deinen persönlichen sowie beruflichen Zukunftsvorstellungen passt, stehen wir dir selbstredend unterstützend zur Seite, ohne dir davon abzuhalten.
Fazit: Ist das „Hamburger Modell“ sinnvoll?
Die weit verbreitete Entscheidung vieler Beamten, die private Krankenversicherung zu bevorzugen, fußt auf einer Vielzahl überzeugender Argumente. Daher entscheiden sich auch 93% aller Beamten (bei Lehrerinnen und Lehrer dürfte die Zahl höher sein) für die PKV.
Der wohl hervorstechendste Vorzug – falls man diesen als solchen betrachten möchte – manifestiert sich in der Entscheidungsfreiheit, sich zwischen der pauschalen und der individuellen Beihilfe zu entscheiden. Doch bei genauerer Betrachtung entpuppt sich die vermeintliche Flexibilität als Illusion, denn hat man sich einmal für die Pauschale Beihilfe entschieden, gibt es kein Zurück mehr.
Summa summarum zeigen sich die Vorteile einer individuellen Beihilfe gepaart mit einem speziellen Beamtentarif in der PKV als deutlich überlegen: Die maßgeschneiderten, an die Beihilfe angepassten Tarife privater Versicherungsunternehmen ermöglichen es, die Eigenanteile wesentlich kosteneffizienter zu gestalten und sämtliche Versorgungslücken umfassend zu schließen. Bei lebensverändernden Ereignissen wie Heirat, der Geburt von Kindern, einem Umzug in ein anderes Bundesland oder dem Eintritt in den Ruhestand passt sich der Versicherungsschutz dynamisch an.